Pro Jahr werden in Deutschland 60 % der Patienten unter der Therapie mit Antihypertensiva, die zwei oder mehr Wirkstoffe erhalten, mit fixen Kombinationspräparaten behandelt.
Laut Leitlinie der Deutschen Hochdruckliga werden zur First-Line-Therapie eines zu hohen Blutdrucks Monopräparate aus ACE-Hemmern, Beta-Blockern, AT1-Antagonisten, Calcium-Kanal-Blockern oder Diuretika (hier: Thiazide und Thiazid-artige) sowie Kombinationspräparate aus den genannten Wirkstoffen, meist mit einem Diuretikum, eingesetzt [1]. In den Jahren 2005 bis 2009 waren durchschnittlich 21 % der auf dem Markt verfügbaren Antihypertensiva-Präprarate fixe Kombinationen aus 2 oder mehr verschiedenen Wirkstoffen - mit steigender Tendenz. Im gleichen Zeitraum erhielten im Mittel 60 % derjenigen Patienten, die mit mehr als einem der o.g. antihypertensiven Hauptwirkstoffe behandelt wurden, fixe Kombinationspräparate. Der Anteil pro Wirkstoffklasse war dagegen sehr variabel (Siehe auch Abbildung 1): Während beispielsweise im 2. Quartal 2009 nur wenige Patienten im Beobachtungszeitraum Fix-Kombinationen mit Calcium-Kanal-Blockern (13 %) oder Beta-Blockern (17 %) erhielten, war der Anteil bei ACE-Hemmern (49 %) und AT1-Antagonisten (64 %) deutlich höher; am höchsten bei den Diuretika (81 %). Bei den RAAS-Hemmstoffen (Hemmstoffe des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems: ACE-Hemmer bzw. AT1-Antagonisten) und den Diuretika erklärt sich der hohe Anteil an Kombinationspräparaten dadurch, dass die gleichzeitige Gabe dieser Wirkstoffe erwünschte pharmakologische Effekte zeigt: Durch die RAAS-Hemmstoffe wird der durch Diuretikagabe verursachten Aktivierung des RAAS entgegengewirkt, wodurch eine effektivere Blutdrucksenkung erreicht wird. Zudem lässt sich so die durch Diuretika bedingte Kaliumausscheidung vermindern [2]. Darüber hinaus machen geeignete pharmakokinetische Eigenschaften der Substanzen die Kombination der Wirkstoffe in einer Tablette möglich. Obwohl der Einsatz fixer Kombinationen mit Calcium-Kanal-Blockern insgesamt niedrig ist, war in den letzten Jahren ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen (von 8,7 % im Jahr 2007 auf 13,2 % im Jahr 2009, s. Abbildung 2). Dieser wird durch den vermehrten Einsatz von fixen Kombinationen von Calcium-Kanal-Blockern mit ACE-Hemmern verursacht. Für eine solche Kombination wurden die vorteilhaften Ergebnisse der ACCOMPLISH-Studie Ende 2008 publiziert [3]. Ein allgemein zutreffender Vorteil des Einsatzes einer Fix-Kombination ist, dass die Anzahl einzunehmender Darreichungsformen (Tabletten oder Kapseln) gesenkt werden kann, was die Therapietreue verbessert [4, 5]. Nachteile von fixen Kombinationsarzneimitteln sind demgegenüber eine erschwerte Dosisanpassung, wenn Änderungen notwendig werden. Dies kann erklären, weshalb der Anteil der mit fixen Kombinationspräparaten behandelten Patienten bei "nur" 60 % liegt - obwohl in den letzten Jahren ein leicht ansteigender Trend zu verzeichnen ist (2005: 59 % vs. 2009: 61 %).
[1] Deutsche Hochdruckliga e.V. DHL – Deutsche Hypertonie Gesellschaft: Leitlinien zur Behandlung der arteriellen Hypertonie, Stand: 1. Juni 2008 (zuletzt geprüft am 28.04.2010).
[2] Laurence L Brunton, John S. Lazo, Keith Parker (Herausgeber): Goodman and Gilman's the Pharmacological Basis of Therapeutics; 11th Edition, McGraw-Hill New York, 2005. ISBN-13: 978-0071422802.
[3] Jamerson K, Weber MA, Bakris GL, Dahlöf B, Pitt B, Shi V, Hester A, Gupte J, Gatlin M, Velazquez EJ; ACCOMPLISH Trial Investigators. Benazepril plus amlodipine or hydrochlorothiazide for hypertension in high-risk patients. N Engl J Med. 2008; 359(23):2417-28.
[4] Kripalani S, Yao X, Haynes R. Interventions to enhance medication adherence in chronic medical conditions: a systematic review. Arch Intern Med. 2007; 167:540–550.
[5] Bangalore S, Kamalakkannan G, Parkar S, Messerli FH. Fixed-dose combinations improve medication compliance: a meta-analysis. Am J Med. 2007; 120(8):713-719.