4,7 x mehr Selbstinjektionen in der Rheumatherapie
10.07.2014 - Berlin
Foto: ABDA

Der Einsatz von Fertigarzneimitteln zur Selbstinjektion in der Rheumatherapie hat sich in den letzten zehn Jahren nahezu verfünffacht.

Injektoren zur subkutanen Selbstapplikation von Wirkstoffen sind aus der modernen Pharmakotherapie nicht mehr wegzudenken. Seit der Einführung eines sogenannten „Pens“ für die Applikation von Insulin zur Behandlung des Diabetes mellitus im Jahr 1985 [1] haben sich solche Injektoren auch in anderen Indikationsgebieten etabliert. So zum Beispiel in der Thromboseprophylaxe, in der Behandlung der Multiplen Sklerose, bei rheumatischen Erkrankungen oder der Notfallbehandlung von akuten allergischen Reaktionen (Anaphylaxie). Für die Behandlung rheumatischer Erkrankungen kommen sowohl Methotrexat als auch andere, Antikörper-basierte DMARDs (Disease Modifying Anti-Rheumatic Drugs, so genannte Basistherapeutika) in Form von Fertigspritzen zur Selbstinjektion zum Einsatz [2, 3, 4]
Das Deutsche Arzneiprüfungsinstitut e.V. (DAPI) hat untersucht, wie sich die Stückzahlen verordneter Injektoren zulasten der GKV bei der Therapie von Rheuma und anderen entzündlichen Erkrankungen in den Jahren 2000 bis 2013 entwickelt haben. Hierfür wurden die Stückzahlen aller Fertigspritzen / Injektoren sowie Patronen als deren Nachfüllungen zu den Wirkstoffen Methotrexat sowie zu Abatacept, Adalimumab, Anakinra, Certolizumab, Etanercept und Golimumab ermittelt. Die Abbildung macht deutlich, dass sich die Selbstinjektion dieser Wirkstoffe erst innerhalb der letzten dreizehn Jahre maßgeblich entwickelt hat. Das Folsäure-Analogon Methotrexat, welches als Antimetabolit kompetitiv die Dihydrofolat-Reduktase hemmt, wird bei Autoimmunerkrankungen wie rheumatoider Arthritis und schwerer Psoriasis vulgaris als Basistherapeutikum eingesetzt [2, 3]. Die analysierten Antikörper-basierten DMARDs sind als Biologika eine relativ neue Arzneistoffklasse, die bei unzureichendem Ansprechen auf klassische Basistherapeutika zum Einsatz kommt. Sie bewirken über unterschiedliche Wirkmechanismen einen immunsuppressiven bzw. -modulierenden Effekt [5].  Sie finden Anwendung bei therapierefraktärer rheumatoider Arthritis [2].
Der Einsatz moderner Injektoren vereinfacht die regelmäßig notwendige subkutane Verabreichung der Wirkstoffe und ermöglicht das Selbstmanagement der Patienten.  Zugleich ist jedoch zu beachten, dass bei der Selbstinjektion potenter und risikobehafteter Arzneistoffe – egal ob mittels Fertigspritze oder in Form eines vorgefüllten Pens – die Patienten intensiver beraten werden müssen, um eine wirksame und zugleich sichere Therapie zu gewährleisten. Somit steigt nicht nur die Eigenverantwortung des Patienten in Bezug auf die Anwendung seiner Arzneimittel, sondern auch der entsprechende Beratungsaufwand von Arzt und Apotheker.


[1] Fry A. Insulin delivery device technology 2012: where are we after 90 years? J Diabetes Sci Technol. 2012;6(4):947-53.
[2] Schneider M, Lelgemann M, Abholz HH, et al. DGRh-Leitlinie: Management der frühen rheumatoiden Arthritis. 3. überarbeitete Auflage 2011. Springer, Berlin. (http://dgrh.de/leitliniefruehera.html).
[3] Fachinformation metex® 50 mg/ml Injektionslösung, Fertigspritze. Medac GmbH. Stand: 02/2014 (https://www.fachinfo.de/suche/fi/011678).
[4] Fachinformation Humira® 40 mg Injektionslösung im vorgefüllten Pen. AbbVie Ltd. Stand: 04/2014 (https://www.fachinfo.de/suche/fi/020795).
[5] Aktories K, Förstermann U, Hofmann FB, Starke K. Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie. 11. Auflage 2013. Urban & Fischer in Elsevier, München.