Im Jahr 2009 wurden 16 % mehr GKV-Versicherte mit Allergenextrakten behandelt als im Jahr 2004.
In den letzten Jahren nahm die Zahl der gesetzlich Krankenversicherten, die Verordnungen über Allergenextrakte (WHO ATC-Code V01A [1]) erhielten, deutlich zu. In der DAPI-Datenbank, welche anonymisierte Abrechnungsdaten aus mehr als 80 % der öffentlichen Apotheken in Deutschland umfasst, wurden im Jahr 2009 mehr als 440.000 Patienten mit diesen Präparaten behandelt, das sind 16 % mehr als vor fünf Jahren. Im gleichen Zeitraum sind die Verordnungskosten für Allergenextrakte pro Patient und Jahr um 62 % auf 617 € gestiegen (siehe Abbildung). Dieser Anstieg erklärt sich größtenteils durch zum Teil deutliche Preiserhöhungen der Hersteller. Die steigenden Patientenzahlen korrespondieren einerseits mit Befunden, dass die Prävalenz von Allergien und atopischen Erkrankungen (z. B. Heuschnupfen, allergisches Asthma) zunehmen [2]. Andererseits ist auch die Wirksamkeit der spezifischen Immuntherapie (SIT) immer besser wissenschaftlich belegt [3]. Bei der SIT werden in der Regel über 3-5 Jahre hinweg Allergenextrakte mit dem Ziel verabreicht, die Immunantwort des Patienten auf das Allergen so zu modulieren, dass eine Toleranz gegenüber den allergieauslösenden Stoffen entwickelt wird [4]. Laut der Leitlinie [4] ist ein höheres Lebensalter zwar keine Kontraindikation für die Durchführung einer SIT, aber die Therapie hat größere Erfolgsaussichten in jüngerem Lebensalter, insbesondere hinsichtlich sekundärpräventiver Aspekte (z.B. Reduktion des Asthmarisikos). Dementsprechend wurden im Jahr 2009 die meisten Verordnungen für GKV-Versicherte mit dem Status Mitglied (53 %) und Familienversicherte (40 %) abgegeben, und nur ein Bruchteil für Rentner (6 %). Gemäß dem Indikationsspektrum der SIT wurden die meisten Verordnungen von HNO-Ärzten und Hautärzten (27 % bzw. 26 %), gefolgt von Allgemeinmedizinern (17 %), Kinderärzten (13 %) und Lungenärzten (9 %) ausgestellt.
[1] WHO ATC- und DDD-Index, verfügbar unter https://www.whocc.no/atc_ddd_index/ (am 22.06.2010).
[2] Krämer U, Link E, Oppermann H, Ranft U, Schäfer T, Thriene B, Behrendt H, Ring J. Studying school beginners in western and eastern Germany: allergy trends and sensitisations 1991-2000. Gesundheitswesen. 2002; 64(12):657-63.
[3] Calderon MA, Alves B, Jacobson M, Hurwitz B, Sheikh A, Durham S. Allergen injection immunotherapy for seasonal allergic rhinitis. Cochrane Database Syst Rev. 2007 Jan 24;(1):CD001936.
[4] Leitlinien der Deutschen Gesellschaft Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI), des Ärzteverbandes Deutscher Allergologen (ÄDA), der Gesellschaft für pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin (GPA), der Österreichischen Gesellschaft für Allergologie und Immunologie (ÖGAI) und der Schweizerischen Gesellschaft für Allergologie und Immunologie (SGAI): Die spezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung) bei IgE-vermittelten allergischen Erkrankungen. Verfügbar unter https://www.gpau.de/ (am 22.07.2010).