Im Jahr 2023 wurden 6 % weniger Opioide pro 1.000 GKV-Versicherte verordnet als im Jahr 2019.
01.10.2024 - Berlin Gradl G Kieble M
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Opioide sind essenzielle Medikamente für die Behandlung von schweren bis schwersten Schmerzen wie Tumorschmerzen [1]. Auch in der Langzeitbehandlung chronischer, nicht-tumorbedingter Schmerzen (CNTS) sind opioidhaltige Analgetika ein wichtiger Bestandteil der medikamentösen Therapie [2]. Eine solche wird jedoch aufgrund der Diskrepanz zwischen klinischer Anwendung und vorhandener Evidenz kritisch diskutiert. Die Interpretation der Datenlage zur Wirksamkeit und zu Risiken ist umstritten. Die längerfristige Wirksamkeit und Sicherheit von opioidhaltigen Analgetika bei CNTS wird infrage gestellt. Dementsprechend gehört zu den Schlüsselempfehlungen der S3-Leitlinie "Langzeitanwendung von Opioiden bei chronischen nicht-tumorbedingten Schmerzen (LONTS)" die Entscheidungsfindung über eine Therapie mit Opioiden unter Einbeziehung des Patienten mit Berücksichtigung des Nutzens und Schadens sowie alternativer medikamentöser und nicht-medikamentöser Behandlungsoptionen [3].
Das Deutsche Arzneiprüfungsinstitut e. V. (DAPI) hat untersucht, wie sich die in öffentlichen Apotheken pro Jahr abgegebenen definierten Tagesdosen (Defined Daily Doses, DDD) der Opioid-Fertigarzneimittel pro 1.000 GKV-Versicherte (DDD per 1.000 Inhabitants per Day, DID) im Zeitraum 2019 bis 2023 entwickelt haben (siehe Tabelle). Der Gebrauch aller Opioide hat sich demnach in diesem Fünfjahreszeitraum um 6 % verringert, von 15,6 auf 14,6 DID. Während der Gebrauch der am häufigsten eingesetzten Wirkstoffkombination Tilidin + Naloxon annähernd unverändert geblieben war (2019 und 2023: 6,5 DID), war beispielsweise der Gebrauch von Hydromorphon (+ 9 %; 2019: 1,20 DID, 2023: 1,32 DID) und von Tapentadol (+ 14 %; 2019: 0,56 DID, 2023: 0,64 DID) gestiegen. Für Tramadol (- 22 %; 2019: 2,31 DID, 2023: 1,79 DID), Oxycodon (- 18 %; 2019: 0,95 DID, 2023: 0,78 DID), Fentanyl (- 12 %; 2019: 2,10 DID, 2023: 1,86 DID), Morphin (- 22 %; 2019: 0,58 DID, 2023: 0,45 DID) oder Buprenorphin (- 9 %; 2019: 0,46 DID, 2023: 0,41 DID) war dagegen ein z. T. deutlicher Rückgang zu verzeichnen.


[1]    WHO guidelines for the pharmacological and radiotherapeutic management of cancer pain in adults and adolescents. Geneva: World Health Organization; 2018. Licence: CC BY-NC-SA 3.0 IGO.
[2]    Häuser W, Bock F, Engeser P, Tölle T, Willweber-Strumpf A, Petzke F: Long-term opioid use in non-cancer pain. Dtsch Arztebl Int 2014; 111: 732-40; DOI: 10.3238/arztebl.2014.0732
[3]    Häuser W. 2. Aktualisierung der S3 Leitlinie „Langzeitanwendungen von Opioiden bei chronischen nicht-tumorbedingten Schmerzen „LONTS“. Der Schmerz 2020; 34, 204- 244.