BERLIN (ks). Die ersten Pharmahersteller, die mit der AOK Rabattverträge abgeschlossen haben, wehrten sich gegen den Vorwurf, bei der Arzneimittelversorgung von AOK-Patienten könne es künftig zu Engpässen kommen. Sowohl Teva und Dexcel als auch die zusammengehörigen Unternehmen Biomo und Corax betonten vergangene Woche, es bestehe kein Anlass an ihrer Lieferfähigkeit zu zweifeln.
Dexcel, Teva, Biomo und Corax zählen zu den elf Anbietern, mit denen die 16 AOKen Rabattverträge nach § 130 a Abs. 8 SGB V abgeschlossen haben. Dexcel erhielt den Zuschlag für fünf Wirkstoffe seiner Generikamarke Atid. Darunter Captopril und Ibuprofen, für die Dexcel der einzige Vertragspartner der AOK ist. Teva gewann die Ausschreibung für sechs Wirkstoffe bzw. Wirkstoffkombinationen. Biomo und Corax bedienen gemeinsam 15 der ausgeschriebenen Wirkstoffe. Biomo ist dabei der einzige Hersteller, mit dem ein Vertrag über den umsatzstarken Protonenpumpenhemmer Omeprazol besteht.
Geringe Umsatzanteile
Die rabattierten Dexcel-Präparate haben in den jeweiligen Wirkstoffgruppen derzeit Marktanteile von weniger als 0,5 %. Bei Captopril sind es ausweislich der DAPI-Marktanteilsanalyse 0,28 % Packungs- und 0,22 % Umsatzanteil. Die Marktanteile der Vertragspräparate des israelischen Generika-Riesen Teva liegen - mit einer Ausnahme - unter 0,35 %. Nur bei dem Parkinson-Mittel Levodopa/Carbidopa, für das Teva alleiniger AOK-Partner ist, beträgt der Mengenanteil 4,65 %, der Umsatzanteil 3,7 %.
Beim Hersteller Corax liegen die Anteile der Vertragspräparate gegenwärtig bei maximal 1,77 %. Das von Biomo hergestellte Omeprazol bringt es auf 4,24 % Mengen- und 3,39 % Umsatzanteil. Angesichts dieser Werte sind Zweifel aufgekommen, ob die Unternehmen zum 1. April tatsächlich lieferfähig sein werden. Ab dann sind Apotheken gesetzlich dazu verpflichtet, AOK-Versicherte mit den Präparaten der AOK-Partner zu versorgen.
Handel ist gefordert
Dexcel wies die kritischen Stimmen zurück: Es seien alle Vorbereitungen getroffen worden, um die Lieferfähigkeit zu gewährleisten, hieß es. Zu Lieferengpässen werde es nur kommen, wenn die Bevorratung beim Handel nicht rechtzeitig erfolge. Dieser sei nun gefordert, auf die neue Marktsituation zu reagieren. Biomo-Corax verkündete ebenfalls seine Liefergarantie. Um diese sicherzustellen, sei das Unternehmen mehrjährige Lieferverträge mit europäischen Generika-Produzenten eingegangen und habe zudem seine Lagerkapazitäten auf 4.000 qm aufgestockt. Der Chef von Teva Deutschland, Michael Ewers, erklärte, er halte die Befürchtungen, die Partner der AOK könnten den Bedarf der Patienten nicht decken, für vorgeschoben.